Der Begriff Geruchsdifferenzierung wird im Wortverständnis mit vielerlei verschiedenen Aufgaben verbunden. Wir verstehen darunter das Ausdifferenzieren/Gegendifferenzieren von Gerüchen. Entweder erlernen die Hunde anhand eines Referenzgeruches das passende Gegenstück aus der Umgebung zu zuordnen oder es wird darunter eine Übung verstanden, bei welcher man die Geruchskonditionierung verfeinert und das Ausdifferenzieren ähnlicher Gerüche durchführt. Je nach Ausbildungsschwerpunkt werden beide Varianten von uns genutzt und trainiert.
Referenzgeruch zuordnen
Diese Übung kann in vielerlei Situationen nützlich sein. Der Hund erlernt anzuzeigen, ob der ihm angebotene Referenzgeruch oder etwas mit dessen Geruchsbestandteilen in der Umgebung noch einmal vorkommt. Dies kann der Geruch zweier identischer Gegenstände sein oder die Anwesenheit von einem bestimmten Geruch. Je nachdem wie präzise oder allgemein man möchte, welche Geruchsbestandteile vom Referenzgeruch genutzt werden sollen, um den Geruch in der Umgebung aufzunehmen, wird mit entsprechenden Geruchsartikeln (Vorzeigeobjekten für den Referenzgeruch) gearbeitet.
Mit dieser Übung kann eine aktive Trailanzeige trainiert werden. Die Geruchsdifferenzierung kann darüber hinaus eingesetzt werden zur Identifizierung von Eigentum bei Gegenständen oder bei der Verlorensuche. Dem Hund wird hierfür ein menschlicher Geruch vorgegeben und der Hund soll den Gegenstand anzeigen, der von dieser Person ist oder aber suchen, ob er einen verloren gegangen Gegenstand der Person im Suchgebiet findet.
Differenzierung als Präzisierung in der Konditionierung
Hunde erlernen bei der Konditionierung von Gerüchen, welches Geruchsbild von ihnen verlangt wird, ausfindig zu machen und anzuzeigen. Hierbei kann es passieren, dass der Hund die Geruchsbilder zu stark verallgemeinert oder sich zu stark spezialisert. Um Ausbildungsfehler zu verhindern, führt man Geruchsdifferenzierungsübungen durch, um den Hund noch verständlicher zu machen, auf welches Geruchsbild es uns ankommt. Hierzu ein Beispiel.
Flächensuchhunde, welche auf allgemeinen menschlichen Geruch konditioniert werden und somit alle Personen im Suchgebiet verweisen sollen. Hierbei gibt es Hunde, welche unabhängig aller Umstände verstehen, dass sie Menschen suchen und finden sollen. Nehmen wir jetzt den Trainingszustand an, dass alle Versteckpersonen in gleichartiger Arbeitskleidung (z. Bsp. die gleiche Outdoorkleidung oder Einsatzkleidung) tragen. So kann es vorkommen, dass Hunde darunter sind, welche auf Menschengeruch+Kleidungstypischergeruch bzw. gruppentypischen Geruch konditioniert worden sind. Um dem entgegen zu wirken, müsste man also fremde Personen, andere Bekleidung und sogar Ablenkungsgerüche wie starke Parfüme einführen. Dies hilft dabei dem Hund zu präzisieren, welches Geruchsbild (nämlich nur menschlicher Geruch, unabhängig, von Kleidung, Parfum, etc.) er suchen und anzeigen soll.
Trainingsvorbereitung
Wichtig für das Training ist demnach die Zielsetzung: Was soll mein Hund können? Dem entsprechend wird die Ausbildung und die Trainingsübung angepasst und durchgeführt.
Einsatzbeispiele
Die Geruchsdifferenzierung kann als Ausgang für viele Ausbildungen angesehen werden. So basiert das Training von Anzeige- und Signalhunde auf dieser Methode, ebenso die Konditionierung mit Präzisierung für z.B. ASP Kadaverspürhunde, Sprengstoffspürhunde oder Coronaspürhunde. Auch in der Kriminalistik werden so Objekte Personen zusortiert. Hierfür bleibt es bei einer Suche nach Referenzgeruch und geht nicht auf eine Konditionierung über.